Rasmus Kleine (Kallmann-Museum) zu Parasite Island:
„Parasite Island“ zeichnet ein düsteres Bild menschlichen Zusammenlebens. Das Werk lädt mit seiner rätselhaften Vielschichtigkeit, dem oft krassen Auseinanderfallen von Sprache und Verhalten, mit seinen surrealen Elementen und seiner von Brüchen durchzogenen Form der Erzählung zu einer psychologisierenden Deutung ein, die menschliche Konflikte thematisiert, gestörte Kommunikation und Sprachlosigkeit, das Verhältnis von Eltern und Kind, von Gesellschaft und Außenseiter.
Es zeichnet Nauderers filmische Arbeit aus, dass er das Verweigern von Eindeutigkeit und die Offenheit der Erzählung aus seinen Zeichnungen und Fotografien in das Medium des Films übertragen hat.
Nauderer suggeriert Stimmungen, er erzeugt Unbehagen, indem er mit unseren Erwartungen und konditionierten Reaktionen auf bestimmte Bilder und Abläufe spielt. So folgen wir zwar einer Erzählung, doch immer wieder, kurz bevor sich Klarheit einstellt, bevor sich einzelne Stränge vermeintlich zu einem größeren Zusammenhang fügen, biegt die Erzählung ab, erscheinen Bilder und werden Worte gesprochen, die die Vollendung einer in sich stimmigen Geschichte verweigern. So lässt „parasite island“ uns zwar tief in das menschliche Seelenleben blicken, die Existenz des Mausmanns aber bleibt so rätselhaft wie sie immer schon war. So rätselhaft wie wir selbst uns oft sind.
„Herbert Nauderer ist ein Meister in der Kunst, das Abgründige surreal zuzuspitzen, sein Film ist eine durch virtuose Hand den Herzschlag bewegende Geschichte“, schrieb dazu Tilman Spengler,
„manche Betrachter werden sofort ‚Kafka’ rufen, doch das sind Zeitgenossen, die eine Maus nicht von einem Käfer unterscheiden können.“